Entstehung und Entwicklung der Idee
Kleinkind, Kunst&Klassik
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Warum will ich Tagesmutter sein? Diese Frage habe ich mir gründlich gestellt.
- Weil es Spaß macht.
- Weil der Bildungsauftrag eine spannende, abwechslungsreiche und äußerst erfüllende Aufgabe ist.
- Weil es wichtig ist, jedes Kind, von Anfang an, mit Freude, in das Abenteuer Welt zu begleiten.
Von Natur aus sind Kinder neugierig. Sie erkunden und entdecken. Als Erziehungsbegleiterin beobachte ich das Kind. Erkenne seine Interessen und öffne hier neue „Spielwiesen“. Kind malen gerne: Sie sollen Farben erforschen. Musik mag jedes Kind: Ich stelle ein weites Spektrum der Klänge vor. Tasten, fühlen, schmecken: Im Kleinkindalter wird über alle Sinne eine gigantische „Datenbank“ im Gehirn angelegt.
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Die Herausforderung besteht darin: Kleinkinder spielerisch zu faszinieren. Sie zu fordern und zu fördern. Sie (s)wollen toben und lernen. Hier setze ich bildende Kunst und klassischer Musik ein, um Kreativität aus anspruchsvollen Quellen zu schöpfen.
Das Wort Bildung meint die Formung der geistigen Fähigkeiten eines Menschen und leitet sich aus dem Althochdeutschen Begriff ab:
- Bildung = bildunga = Schöpfung, Bildnis, Gestalt.
Ein schöpferischer Akt also, bei dem das kleine Kind neue Bilder in sich aufnimmt und sie später aus der Erinnerung wieder abrufen kann. Das Thema ist so komplex, wie die heutige Vielfalt an Bildquellen. Bilder sind überall. Jeder Blick ist ein anderes Bild. Auch das Wort Bild leitet sich aus dem Althochdeutschen ab, nämlich vom Begriff
- Bild = bildi = Nachbildung.
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Die natürliche Umgebung bietet immer neue Eindrücke, Bilder, die das Kind realistisch erlebt. Es lernt mittels Sprache sich auszudrücken, lernt die Zuordnung eines Bilds zu einem Wort. Es sagt Oma, weil es die Oma gesehen hat und man ihm gesagt hat, dass diese ältere Frau eine oder seine „Oma“ ist. Später sagt es selbst Oma, weil es grade an diese denkt und sich das Bild aus der Erinnerung „nachbildet“, ohne dabei die Oma direkt zu sehen. Abstraktes Denken entwickelt sich. Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr kommen Kinder schließlich in die Lage, Vorstellung auch zu visualisieren. Sie malen und werden damit schöpferisch tätig.
Diesen Prozess der
- aktiven, kreativen Schöpfung und der
- spielerischen Förderung des Abstraktionsvermögens
unterstützt das Programm Kleinkind, Kunst&Klassik mit einem tragfähige und lebbaren Programm.
Mehr erleben mit Musik und Malerei
Der Anfang war ein Sommer
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Im Sommer 2010 reifte die Idee zu Kleinkind, Kunst & Klassik wenngleich noch völlig
unkonkret.
Der Sommer bietet viele Möglichkeiten, kleine Kinder zu beschäftigen. Wir machen Ausflüge und spielen im Garten mit den Elementen. Dem Bildungsplan entsprechend ist das aber noch keine konkrete Förderung. Was können Kinder im Sommer lernen? Spontan fallen die Farben auf:
- Sommer das heißt: Sonne, Wasser, Wiese und üppiges Laub. Die Farben Gelb, Blau, Grünwurden zu korrespondierenden Grundthemen.
Die Farben korrespondieren mit dem „WAS?“
Was ist Gelb?: z.B. Sand und Sonne.
Was ist Blau?: z.B. Wasser und der Himmel.
Was ist Grün?: z.B. Wiese und Blätter.
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Das „WAS“ wollen wir entdecken. Wir erleben die Welt bewußter und erkennen dabei viele Relationen:
Warm und kalt. Groß und klein.
Die Themen gehen fließend ineinander über, verbinden sich sozusagen: Im Sommer ist es warm, da gehen die Menschen gerne ans und ins Wasser. Hier finden sie Sand, kleine und sehr große Steine, hier sieht man Boote, Schiffe und sogar Dampfer.
Im Sommer ist der Himmel blau, das Wasser ist blau, die Bäume und Gras sind grün und der Sand ist nicht ganz so gelb wie die Sonne.
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Über gezielte Aktivitäten werden die Themenblöcke intensiviert. Wir spielen im Sand an der Elbe, sehen die verschiedenen Boote und Schiffe, sammeln dort Steine, überqueren die Elbe mit der Fähre, oder spielen im Schatten der Bäume in der flachen Prießnitz. In der Kreativstunde bemalen wir die Steine mit den genannten Farben.
Jedes Kind hat ein farblich anderes Handtuch und ein farblich abgestimmtes Essgeschirr. Auch hier wiederholen sich die Farben und können zugeordnet werden26.“
Musik
Zu dieser Zeit wusste ich nicht, wie weit die Kinder auf meine Angebote einsteigen würden. Zunächst noch ohne konkrete Vorstellung begann ich mit dem Singen von Kinderliedern zur Jahreszeit. Besonders intensiv beschäftigten wir uns mit dem Lied:
- Wir schaukeln auf dem Wasser(27 – den Liedtext findet man in diesem Block als Artikel unter „Kinderlieder & Reime“. )
Bewusst wird bei Kinderliedern eine Darbietung über elektronische Tonträger vermieden. Der Charakter des gesungenen Kinderlieds soll prägen und keine kommerzielle Interpretation.
Vom Tonträger präsentiere ich den Kindern, zum täglichen Mittagessen, klassische Musik. In diesem Fall ist es ein Stück von
Wolfgang Amadeus Mozart:
Die Zauberflöte: Der Vogelfänger(28).
Das Stück ist leicht, frisch und sommerlich. Es eröffnet den geistigen Blick auf Landschaften und Sphären, ohne direkt konkret zu sein. Immer wieder nehmen wir uns die Zeit, bewusst dem Stück zu lauschen. Textpassagen zu verstehen, um dann kurz darüber zu sprechen. Mit großer Überraschung stellte ich fest, wie frei und offen die kleinen Kinder Musik aufnehmen und sie verstehen.
Bildliche Untermalung
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Ölgemälde: „Fischkutter“29.
Parallel zum täglichen singen und lauschen von Musik präsentierte ich ein von mir gemaltes, naiv anmutendes Bild, das einen Fischkutter vor einem Südseestrand zeigt. Man erkennt Details des Kutters, wie die hochgezogenen Netze. Die im Hintergrund liegende Insel wird von Sand und ockerfarbenen Hütten bestimmt. Das Meer schillert ruhig und gefällig in freundlichen Blautönen.
Auch ohne Aufforderung entdeckten und betrachteten die Kinder das Bild. Sie erkannten Einzelheiten und wiesen mit den Fingern darauf. Mit zunehmendem Sprechvermögen wurden Darstellungen auch erwähnt (Dialogische Bildbetrachtung).
Jetzt muss auf das Beobachten näher eingegangen werden. Mit einem Kind auf dem Arm nähern wir uns dem Bild. Die Kinder lernen, dass sie ein solches Bild „nur mit den Augen gucken“ dürfen. Anfassen dürfen sie es nicht. Sanft wird die Hand zurückgezogen. Vielleicht betasten wir kurz und vorsichtig den Farbauftrag. Aber nie darf ein Kind mit der ganzen Hand auf die Leinwand patschen.
- Sehr schnell gewinnen die Kinder einen Respekt vor dem Gemälde, das sie als etwas Wertvolles und Besonderes erleben.
Realistisches Erleben von Darstellungen
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Ein Fischkutter ist auf Dresdens Elbe eher selten. Um das Be-greifen des Bildes fernab der Küste zu fundamentieren, diente die Fähre in Dresden-Johannstadt als erlebbares Beispiel.
Die Elbe ist kein Meer, aber auch die Fähre schaukelt auf dem Wasser. Ihr Rumpf ist aus Eisen und sie tuckert hörbar durch den Fluss. Dieses Erlebnis wurde im Sommers 2010 häufig wiederholt. Auch zunächst ängstliche Kinder freuten sich schließlich auf die „Schifffahrt“ und konnten sich zunehmend frei auf den sich wiegenden Planken bewegen.
„Wir schaukeln auf dem Wasser!“ Das Abenteuer mit einer Fähre die Elbe zu überqueren
ist Höhepunkt dieses ersten Elements eines Bildungsbaukastens, den ich später Kleinkind, Kunst&Klassik taufte.
Zum Bildungsplan gehört auch die somatische Bildung – also die Bewegung des Körpers. Die Ausflüge ins Grüne, ans Wasser und schließlich die schaukelnde Fahrt auf der Fähre fordern die Kleinen auf spannende Weise. Sie bedeuten nämlich große Abenteuer mit vielen Hindernissen:
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Wir müssen die Wegstrecke gehen, dabei Straßen überqueren, auf Radfahrer achten und eine Ampel berücksichtigen. Auf der freien Strecke durch die Wiesen muss ein holpriges Gefälle gemeistert werden, über stoppelige Wiesen wird gelaufen, Sandberge erklommen, und schließlich muss die Rampe zur Fähre diszipliniert überbrückt werden. Die Kinder lernen, sich am Geländer festzuhalten und alleine von der Rampe auf die Fähre zu steigen. Hier müssen sie sich ordentlich auf die Bank setzen und festhalten. Dabei muss am Anfang manche Angst überwunden werden.“(30)
Der Sommer ist in der Kindertagespflege die Zeit, die vorwiegend an der Luft und in der Natur verbracht werden kann. Diese Gelegenheit sollten Tagespflegepersonen umfassend nutzen. In anderen Jahreszeiten ist die Freiluft-Expedition aufgrund von Wetterverhältnissen zunehmend eingschränkt. So kam der Herbst und mit ihm Regen und Wind. Vorbei die Zeit des langen Freispiels in Wasserbädern, Sand und Wiesen.
Der Herbst lässt häuslich werden
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Variation: Freies Malen
Anders als im Sommer verbrachten wir jetzt zunehmend viel Zeit in den Räumen der Tagespflege. Die Aktivitäten mussten sich verlagern.
Im Herbst 2010 tauchten plötzlich viele Krähen in den Bäumen auf. Sie versammelten sich vor unserem Fenster in den Räumen in Dresden Johannstadt und sorgten täglich für Aufregung unter den Kindern.
Wir begannen Herbstlieder zu singen: Heho, spann den Wagen an; Bunt sind schon die Wälder und viele mehr (eine Textsammlung findet sich in diesem Blog, als Artikel unter der Rubrik: Kinderlieder & Reime.)
Und Mozarts Zauberflöte wich Modest Petrowitsch Mussorgskis „Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen(31)“ – eine Musik die irgendwie zum hecktischen Treiben der schwarzen Kähen passt (auch wenn diese im Herbst nicht in Eierschalen hocken).
Sobald die Musik erklingt, sitzt kein Kind mehr ruhig auf dem Stuhl, sondern die kleine Gruppe „schwirrte“ lustig wippend durch den Raum: Alles kleine Küken…
Angeregt durch die Krähen entschloss ich mich zur plakativen Darstellung. Eine Staffelei und eine große Leinwand (90 x 90 cm) gehörten fortan zum Inventar. Die Kinder lernten schnell, dass die Staffelei nicht umgestoßen werden darf. Der schon am Kutterbild erlernte Respekt vor Leinwänden, tat hier Wirkung, und schließlich durften die Kleinen sogar bei Umbaumaßnahmen helfen, denn die Staffelei hat keinen festen Platz, sondern wird nur bei Bedarf in den Vordergrund gerückt.
Wenn nicht innerhalb der Betreuungszeit, weil die Kinder beispielsweise zu unruhig für die Muße des Zuschauens waren, wurde das Bild in der Zeit der Mittagsruhe, bzw. nach Feierabend gemalt. Langsam wuchs die Darstellung einer imposanten Krähe.
Die Kinder verfolgten bewusst und unbewusst den gesamten Schaffensprozess – von der Skizze bis zum fertigen Acryl-Ölbild.
Die schweren und ausdünstenden Ölfarben habe ich aus Sicherheitsgründen NACH der Tagespflege aufgetragen. So aromatisierte der Leinöl-Geruch am nächsten Tag nur sehr dezent den gut gelüfteten Raum.
Aber wichtig zur sinnlichen Erfahrung: So riechen Farben, die von den großen Meistern genutzt werden. Düfte prägen sich ein.
Vor den Kindern pinselt und spachtelt es sich gut mit leichtflüchtigen (schnell trocknenden) Acrylfarben, die farblich kräftig und gut ineinander zu verarbeiten sind.
Kinder sind Meister im Kopieren
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Wie intensiv die Kinder meine Art und Weise des Farbauftrags beobachtet hatten, stellte ich beim anschließenden aktiven Malprozess fest.
Mit wasserlöslichen Kinder-Kaseinfarben bepinselten wir stabile Kartons zu einer
„Höhle“. Kaum den Pinsel in der Hand ahmten die Kleinen meine zuvor gesehenen
Bewegungen des Farbauftrags erstaunlich erkennbar nach.
Vom Bild zur bildenden Kunst
Wie werden diese kleinen Kinder auf „richtige“ Kunst reagieren? Diese Frage wurde immer drängender. Unübertroffen sind die großen Meister der bildenden Künste. Kein Laie ist Imstande diese Farbkraft, das Leuchten und die Ausstrahlung von berühmten Kunstwerken zu kopieren. Für einen Liebhaber stellt ein Originalbild immer eine Krönung des Sehgenusses dar, die keine Reproduktion erreicht.
Doch gerade dieser feine Blick will erlernt sein, um im späteren Leben nicht an der Flut der Massenproduktionen zu ersticken(32).
Der Weg in einen adäquaten Ausstellungsort – in ein Museum, in eine Galerie – muss mit sehr kleinen Kindern jedoch gut geplant sein.
Die langsame Heranführung an Materialien
Kinder wollen Kunstwerke anfassen, um diese Materialien zu fühlen, zu riechen und wenn eben möglich, auch zu schmecken. Sie wollen sie mit allen Sinnen erfahren.
Genau das ist aber in einem Museum absolut unmöglich. Ein Bildungsbegleiter muss Kinder deshalb vor dem Besuch gut und sehr umfangreich an einzelne Materialien heranführen: eben dieser natürlichen Neugier entsprechen. Auf diese Weise wird das starke Bedürfnis nach sinnlicher Erfahrbarkeit an anderer Stelle befriedigt. Genau deshalb habe ich
- Ein Ölbild diologisch besprochen.
- Ein Bild vor den Augen der Kinder gemalt und
- sie später mit kindgerechten Farben selbst malen lassen.
Das Kind kann nach solchen Erfahrungen spürbar besser auf Betasten und Anfassen ähnlicher Dinge – in diesem Fall Bilder – verzichten.
Kreativwerkstatt Kindertagespflege
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Hier ein kleiner Ausschnitt von Möglichkeiten, wie man mit Kleinkindern kreativ künstlerisch arbeiten kann:
Stein, Holz, Stoffe sind Materialien, die einfach Verwendung finden können.
- Steine, Holz und andere brauchbaren Materialien in der Natur sammeln.
- Aus Pigment, Quark und Sonnenblumenöl eine Kinderfarbe rühren.
- Mobiles und „Jahreszeitentische(33)“ zur Dekoration basteln.
- Holz und Stein mit einfachen Mitteln (Schmirgelpapier, Feile) unter guter Aufsicht bearbeiten.
- Die Bildungsbegleiter fertigen kleine Rahmen und bespannen sie mit Wolle oder Stoff – die Kinder schauen zu und helfen.
- Filzen von Puppen, Teppichen, Hüten und Handspielfiguren – eine sehr dankbare und schöne Arbeit in der Kindertagespflege!
Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
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Der Museumsbesuch
Gut vorbereitet und mit vielen Materialien vertraut, rückt der Museumsbesuch näher. Was würde ein solcher Besuch nutzen, wenn die Kinder nichts mit den Biildern anfangen können. Sie müssen sie vorher kennen lernen, um sie im Museum zu entdecken.
Dialogische Bildbesprechung
Bevor die Museumsexkursion startet, sollten die Kinder mit den zu erwartenden Kunstwerken (Bilder, Skulpturen, Exponate) konfrontiert werden. Dank einer Fotoerlaubnis konnte ich die ausgesuchten, wertvollen Gemälde fotografieren und in gewünschte Größe ausdrucken. Von manchen Gemälden existieren auch Poster, die im Museumsshop erhältlich sind.
Diese Reproduktion dient zunächst als Anschauungsobjekt. Gut sichbar hängt dieses Bild eine Epoche lang (ca. 4 Monate) in den Räumen der Kindertagespflege. Wann immer sich ein Anlass bietet, wird über das Bild gesprochen – in der Gruppe und mit einzelnen interessierten Kindern.
Sinnvoll ist es, auch die Eltern in den Erkennungsprozess zu integrieren. Die Kinder bekommen eine Reproduktion in Postkartengröße mit nach Hause, wo sie das Bild bestenfalls gut sichtbar aufhängen dürfen.
Jetzt kann auch im Elternhaus ein Dialog über das Dargestellte stattfinden. Möglicherweise werden die Eltern auch animiert, mit dem Kind das Original im Museum zu besuchen.
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Ausflug in die „heiligen Hallen“
Der Besuch in einem Museum ist der Höhepunkt am Ende einer mindestens viermonatigen Betrachtungszeit. Zugegebenermaßen ist es trotz der besten Vorbereitung nicht einfach, mit einer fünfköpfigen Gruppe von Kleinkindern durch die bebilderten Hallen zu wandeln. Ich bin in der glücklichen Situation in einem „Stützpunkt“ integriert zu sein.
Ich habe eine Ersatztagesmutter, die mich regelmäßig besucht. Wir unternehmen gerne und viele Ausflüge, weil es mit zwei Erziehungsbegleiterinnen viel leichter ist, eine 5-köpfige Kleinkindgruppe nicht zur zu behüten, sondern auch zu fördern.
Je nach Anzahl und Alter der Kindern nutzen wir öffentliche Verkehrsmittel.
Gerne fahren wir auch mit dem Krippenwagen. Der Weg ist Teil des Abenteuers und dient als Vorbereitungszeit:
- „Wir besuchen jetzt das Bild des Dirigenten Schucht im Museum, den ihr vom Foto im Spielzimmer kennt. Da müssen wir dann ganz vorsichtig und leise sein – das wisst ihr, stimmt`s?“
Die Kinder werden die Frage bejahen und sich damit bewusst auf diese neue, zumindest seltene – auf jeden Fall besondere – Situation einstellen.
Ruhige Zurückhaltung auch vor jedem weiteren Handlungsschritt, dem immer eine
Erklärung vorausgeht:
- „Das ist das Museum.“ Wir bleiben stehen und schauen.
- „Seht, wie groß und schwer die Tür ist?“ Wir erleben, wie sie sich alleine öffnet.
- „Jetzt gehen wir zur Kasse.“ Der „Startschuss“ fällt, es geht los.
Bis wir in die Ausstellungsräume gelangen, durchlaufen wir viele verschiedene Schritte.
- Wir müssen Treppen erklimmen,
- hören die hohen sphärischen Hallen,
- wittern den besonderen Duft von Galerien und
- sehen bereits Pracht- und Kunstvolles an Wänden, Decken und um uns herum.
Noch können die Kinder lachen und laut reden.
Vor der Tür zur Ausstellung halten wir erneut inne:
- „Jetzt sind wir da. Und jetzt müsst ihr ganz leise sein.“
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Selbst die wildesten Burschen sind von der theatralischen Heranführung so beeindruckt, dass sie zumindest für kurze Zeit fast ehrfürchtig durch die Ausstellungsräume gehen, den Blick auf die imposanten Gemälde gerichtet und fast immer stumm vor Staunen. Diese wichtige Zeit der Konzentration muss sinnvoll genutzt werden, denn sie dauert nicht lange an.
- Deswegen steuert die kleine Gruppe Tageskinder unverzüglich das ausgesuchte Kunstwerk an.
Sobald ein Kind läuft oder sich von der Gruppe entfernen will, wird es mit leisen, ruhigen Worten zurückgehalten.
Der Museumsbesuch mit einer gut vorbereiteten Gruppe von Kleinkindern ist anstrengend – für die Kinder und die ErziehungsbegleiterInnen.
Vor allem ist er ein besonderes Erlebnis. Wenn die Kinder das Gemälde erkennen, das sie bisher nur als Fotoreproduktion gesehen haben, erleben alle Beteiligten überschwällige Gefühlsausbrüche.. Die Kinder sehen „ihr“ Bild“ im Original. Sie erkennen tatsächlich den großen Unterschied zum Foto. Und sie be-greifen, den Unterschied zwischen Druck und Original, da sie in der Kindertagespflege bereits Erfahrungen mit Ölgemälden gemacht haben haben. Jedes Kind bringt die spontanen großen Emotionen anders zum Ausdruck. Vor allem ist es aber der kleine und besondere Moment einer großen Andacht.
Diesen Moment des Staunens muss man gnießen und auskosten: hören, was die Kinder sagen, zusehen, wie sie die Kunst erleben. Es ist zwar nur eine kurze Zeit der großen Konzentration – sie erscheint jedoch wie eine kleine Ewigkeit….
Sobald diese Erlebnis gesackt ist und die Spannung nachlässt, verlassen wir das Museum.
- Nach so viel Konzentration müssen die kleinen Kinder jetzt unbedingt lachen, toben, laufen und mit dem ganzen Körper das Erlebnis Museum verarbeiten.
Fazit des ersten Durchgangs
Die ersten Erfahrungen hatten alle Erwartungen übertroffen. Deswegen sollte das Konzept zunehmend konkret überdisziplinär in alle Lebensbereiche des Kleinkindes ausgebaut werden.
- Das Fazit lautet: Bewusste Strukturierung der eingesetzten Mittel
Erst der Alltag, dann dass Vergnügen
Die konsequente Durchführung dieses Programms wird vermutlich an den Kapazitäten der Kindertagespflege scheitern. Als Tagesmutter betreue ich fünf Tageskinder. Mit Kleinkindern zwischen ein und drei Jahren kann man kein Programm straff durchsetzen.
- Man muss flexibel auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen.
1. Die Gruppe wechselt häufig. Sobald sich das 3. Lebensjahr nähert, wechseln die meisten Kinder in den Kindergarten. Neue viel jüngere Kinder kommen in die Gruppe. Sie müssen erst einmal eingewöhnt werden.
Im Ansatz kann man das Programm immer durchführen:
- Musik hören,
- selbst musizieren und singen. (Hier arbeite ich gerne mit einer Musiktherapeutin, um personelle Verstärkung zu haben.)
- Bilder betrachten z.B..
Aber den Neulingen fehlt der Halt – eben die Bindung – zur Tagespflegeperson und zur Gruppe. Eingewöhnungskinder machen noch nicht mit. Man nimmt sie nur mit, führt sie vorsichtig und rücksichtsvoll an einen neuen Alltag heran. Ein „Neuling“ steht verunsichert im Abseits und beobachtet erst mal die Situation. Erst ein in die Tagespflege eingewöhntes Kind wird gerne an Aktionen teilnehmen: malen, singen, tanzen etc.
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2. Eine sich neu aufbauende Gruppe besteht oft auf mehreren ganz jungen Kindern (1 oder max. 2 Jahre), die die meisten Hand- und Fingerfertigkeiten zum ersten Mal erleben. Die ganz Kleinen können manchmal nicht laufen. Bevor wir an kreatives Schaffen gelangen, müssen einfache Alltagsabläufe geübt werden: Stabil auf den Füßen stehen; den Löffel halten und richtig zum Mund führen; aus einem Becher oder einer Tasse trinken; den Tagesrhythmus verkraften: 11 Uhr Mittagessen, 12.00 Uhr Mittagsruhe; 15.30 Vesper; Mama und Papa kommen mich abholen … und vieles mehr.
Das kleine Kind erlebt mit dem Eintritt in die Kindertagespflege ein völlig neues Leben.
Über das Verflechten von Eindrücken
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Nicht in der Quantität, vielmehr in der Qualität der übergreifenden Maßnahmen liegt der Schlüssel zur synaptischen Effizienz(34).
Variable Einrichtung für viele Impulse und Bedürfnisse
Das Umfeld sollte nicht durch Aktivitätsprozesse völlig vereinnahmt werden. Vielmehr sollte die Einrichtung einer Kindertagespflege über eine variable Einrichtung verfügen.
- Entspannung
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„Abschalten“ ist wichtig. Wenn auch unbewusst, strengt jeder Lernprozess an. Grade neue Tagespflegekinder sind allein von den Eindrücken so „erschlagen“, dass sie eine Kuschelecke brauchen. Alle Kinder suchen im ständigen Wechsel zwischen Freispiel und einer offenen Anleitung zu neuen Handlungsebenen immer wieder einen Ort der Ruhe. Deswegen sollte es auf jeden Fall eine, möglichst aber mehrere kleine Orte in der Tagespflege geben, wohin sich das Kind betreut – aber in fühlbarer Geborgenheit – zurück ziehen kann. Ich selbst biete neben verschiedenen „Höhlen“ auch einen etwas abseits liegenden Sitzsack an, der immer besetzt ist. Egal ob wir malen, singen, tanzen oder andere Aktivitäten machen. Jedes Kind DARF jederzeit entscheiden, ob es von hier aus entspannt zum Zuschauer wird.
- Entspanntes Zuschauen ist die kreative Vorstufe zum Handeln und durchaus aktiv!