Alles Käse!
Geschmack ist Erziehungssache. Führen Sie Kinder früh und sanft an möglichst viele Geschmacksnoten heran: Essen ist wie Musik. Wer viele Stile begehrt, hat mehr Genuss. Käse derart unterschiedlich, dass man ihn eigentlich kaum unter dem einen Begriff benennen düfte – wäre er nicht handwerklich im gleichen stufigen Verfahren produziert. Eine Kuriosität ist Schimmelkäse – ebenfalls unglaublich vielfältig und unterschiedlich in Konsistenz und Geschmack. Pilze, die den positiven Schimmelbefall bewirken, haben auf unseren Organismus eine positive Wirkung auf das enzymatische System. Aber „philosophisch“ werde ich in diesem Kapitel nicht, obgleich es mir in den Fingern juckt…
Weißschimmel ummantelte Käse essen wir gerne als kleine Häppchen mit Obst zur Vesper. Aber der kräftige Blauschimmel bringt Eltern gerne zum Stutzen: Das ist was für kleine Kinder? Ja, man muss ihn nur kanpp und verführerisch in Einsatz bringen. Als Angebot und nicht als Hauptgericht soll die Beilage mit Blauschimmeleinsatz dienen. Mal kosten? Wie Eva mit dem Apfel lockt man in diese sehr intensive Geschmackserfahrung. Die Kinder sollen ein Häppchen kosten, sich den Schmelz auf der Zunge zergehen lassen und dabei etwas essen, was sie sowieso gerne mögen. Der Käse wird glanzvoll die Kür überstehen. Bei mir wird jede Pfanne leer. Derweil Schweigen am Tisch! Genuss und sinnliche Erfahrung pur. Das will doch die Kochkunst, oder?
Während ich im Alltag meist Eintöpfe kreiere, serviere ich von Zeit zu Zeit auch mehrstufige Rezepte, wobei die Kinder dann die Menge selbst bestimmen. Verschiedene Schalen mit unterschiedlichen Zutaten, die zunächst vorsichtig verteilt werden – zum Kosten, dann nach Belieben nachgenommen werden dürfen. Grundbestand bleibt die Getreidebeilage. Hier bieten sich:
Hirse, Reis, grobes Bulghur, Quinoa oder auch mal Stampfkartoffeln an.
Um den Einstieg zu erleichtern, biete ich an solchen „Sonntagen“ eine zweite Beilage an, die immer mundet:
Auberginen in Tomatensoße
1 Aubergine (mind. 300 g) zunächst in langen Scheiben und dann in fingerdicke Spalten zerteilt mit
3 Knoblauchzehen,
1 Teel. Kräutersalz in
5 Essl.. Olivenöl glasig braten, bis sich eine neben Ocker auch ein leichtes Braun entwickelt.
1 Prise Oregano (getrocknet) hinzugeben,
3 Tomaten, ca. 250 g, gewürfelt hinzugeben. (Man darf sie gerne vorher dämpfen und die Haut abziehen, die ziemlich unverdaulich ist).
Alles 10 Min. eindicken lassen und
3 Essl. Tomatenmark unter ständigem Rühren hinzufügen.
Lachsfleisch in Blauschimmel
Lachsfilet, ca. 250 g (pro Kind ca. 50 g) in schmalen Spalten und dann in hübsche Würfel zerteilt,
3 Schalotten in Ringen in
1 Essl. Olivenöl erst völlig scharf und dann bei sanfter Hitze braten – ca. 15 Min.
300 g frische Champignons (kleine Köpfe) oder eine Dose (sorry) hinzugeben, kräftig rühren und einbraten lassen.
40 g Blauschimmelkäse (milde Variante) hinzugeben und die Temperatur auf Mini runterfahren.
Alles sanft vermengen und leise anköcheln. Deckel aufgeben. Hitze abstellen und auf Mundtemperatur abkühlen lassen.
Am Tisch
Am Tisch wird Hirse oder die andere Getreidebeilage auf den Teller aufgetragen. Dann frag ich nach den Wünschen: Fleisch? Pilze? Auberingeneintopf? Nach Wunsch wird die Beilage an den Rand gegeben. Ich zeige den Kindern, wie ich die Getreidepeise mit der Beilage vermenge und esse.
Sie können sicher sein, dass dieses Kocherlebnis in die Erinnerung eingeht. Die Kinder leeren die Pfanne mit dem Blauschimmelkäse bis auf den letzten Tropfen. Und fordern sogar ein, mit etwas Wasser aus dem letzten Sud eine kleine Soße für den letzten Rest Hirse zu kreieren. Bis dato sind allerdings alle Auberginen längst verschlungen.